Eindrücke vom Klimastreik März 2023

Nachtrag der Infokanal-Nachricht vom 04. März 2023.

Foto: eike_fuehring

Der gestrige Klimastreik in Hannover brachte viele Menschen auf die Straße und wurde durch die Streikenden Genoss*innen von ver.di unterstützt. Der Demozug wurde angeführt von Fridays For Future und einem großen ver.di-Block. Dahinter reihte sich der antikapitalistische Block ein und dahinter der Rest der Demo.

Wir haben gemeinsam mit anderen linken Gruppen und Einzelpersonen den antikapitalistischen Block gebildet. Transpi, Hochtranspi und Fahnen zusammen mit lautstarken Sprechchören und Megafon brachten radikalere Perspektiven des Klimakampfes auf die Straße.

Unser Fokus lag dabei auf der Parlamentarismuskritik; nicht nur weil sie Kern des Anarchismus ist, sondern auch weil sie zuletzt wegen des Verhaltens der “Klimaparteien” zu Lützerath neue Relevanz für die Klimagerechtigkeitsbewegung erfahren hat.

Gleichzeitig war es uns wichtig Anarchismus in der Klimabewegung sichtbarer zu machen. Oft scheinen die Menschen zu vergessen, dass es disproportional häufig Radikale bzw. explizit Anarchist*innen sind, die Klimakämpfe wie bei Wald- und Dorfbesetzungen gegen den Staat und Konzerninteressen immer unter drohender Repression führen.

Durch die Wahl der Musik die der ver.di Lautsprecherwagen gespielt hat, bekam die Demo zumindest an der Spitze teils einen Party- anstatt eines kämpferischen Charakters und hat sich so von Klimastreiks der letzten Jahre unterschieden.

Die Reaktionen auf unseren Auftritt bzw. unsere Systemkritik haben wir als durchmischt wahrgenommen und sie spiegelten die gesamtgesellschaftlichen Unterschiede zwischen jüngeren, eher radikaleren und älteren, bürgerlichen Menschen wieder.

Auch wenn der antikapitalistische Block vergleichsweise klein war, ist unser Fazit der Demo unter’m Strich ein positives: Hohe Teilnehmerinnenzahl, willkommene Unterstützung durch ver.di und eine gute Stimmung. Auch dass „unser“ Block sich immer wieder mit anderen Demo-Teilnehmerinnen vermischte war kein Problem – im Gegenteil!

Lützerath – Eine anarchistische Einschätzung

Nachtrag des Instagram-Beitrags sowie der Infokanal-Nachricht vom 16. Januar 2023.

Samstag beteiligten wir uns mit über 30.000 anderen Menschen an einer Demo gegen die Räumung Lützeraths. Große Teile der Demonstration liefen in Richtung Lützi und durchbrachen mehrere Polizeiketten. Trotz massiver Gewalt gelang es der Staatsgewalt bis zum späten Abend nicht, die Kontrolle wiederzuerlangen. Sie wurden bis zum Zaun zurückgedrängt, den sie nur dank massiver Präsenz und Wasserwerfern halten konnten.

Die Demonstration war eine unglaubliche Erfahrung, auf der wir als Anarchist*innen aufbauen können. Schwarz gekleidete Menschen protestierten zusammen mit bürgerlichen Jugendlichen und älteren Aktivist*innen. Auch die Selbstverteidigung mit Pyro, Steinen und Matsch wurde von großen Teilen der Menge als legitimes Mittel angenommen.

Bei kommenden Demonstrationen sollten anarchistische Aktivist*innen jedoch auf eine bessere Organisation achten. Aktionsbereite Menschen waren zwischen passiven Demonstrant*innen verteilt, was organisiertes Vorgehen erschwerte. Hier hätte es mehr Vorbereitung benötigt. Mehr kurze Fahnen und Transpis wären ebenfalls sinnvoll gewesen.

Trotzdem bleibt die Aktion ein voller Erfolg für die Klimabewegung und hat ein starkes Zeichen gegen Staat und Kapital gesetzt.